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Texte durch Peerfeedback korrigieren lassen mit Foren

Version 1:

„Man sollte Schuniformen anschafen weil, viele Jungen und Mädchen mit der Kleidung angeben.So lernt man das man nicht angeben sollte. Dann gibt es kein Mobbing wegen der Kleidung mehr.“

Version 2:

„Man sollte Schuniformen anschaffen weil, viele Jungen und Mädchen mit der Kleidung angeben.So lernt man das man nicht angeben sollte. Dann gibt es kein Mobbing wegen der Kleidung mehr.Niemand fühlt sich ausgegrezt.Man macht Werbung für die Schule und es ist nicht so viel andere Kleidung nötig.“

Beide Beispiele sind authentitische Schülertexte aus meinem Deutschunterricht in der 5. Klasse zum Thema „Argumentieren und Diskutieren“. Die Authentizität wird leicht durch die alterstypischen Rechtschreibfehler erkennbar. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass der zweite Text strukturell und inhaltlich überzeugender gestaltet ist – vor allem durch die größere Zahl an Beispielen. Die Verbesserungen erfolgen rein schülerzentriert. Dazu lassen sich Foren zweckentfremden. Foren sind Bestandteil verschiedener Lernumgebungen.

Folgendes sollte gegeben sein:
  • die SuS sollen einen kurzen Text verfassen
  • die SuS haben im Unterricht Kriterien zum Verfassen dieses Textes kennen gelernt und bereits in den Heften schriftlich fixiert
1. Phase (Bildung der Peergroup):

Bilden Sie Dreierteams. Die Teams sollten aus Schüler*innen unterschiedlicher Leistungsniveaus bestehen. Weisen sie diesen Teams drei andere Schüler*innen der Lerngruppe zu.

2. Phase (Schreibphase):

Jeder Schüler verfasst nun seinen Text in Form eines Forenbeitrags. In den Titel seines Beitrag schreibt er seinen vollen Namen in Großbuchstaben.

3. Phase (Feedbackphase):

Jeder Schüler eines Teams ruft die Texte der drei anderen Schüler*innen (Phase 1) aus der Lerngruppe auf und kommentiert als Forenantwort bzw. gibt Feedback. Jetzt stehen unter jedem Text drei Rückmeldungen.

4. Phase (Überarbeitungsphase):

Jeder Schüler verbessert den eigenen Text, indem er ihn kopiert und als neue Antwort unter das Feedback seiner Mitschüler hinzufügt. Dabei hebt er von ihm geänderte Passagen farblich hervor.

Variationen:

Feedback- und Überarbeitungsphase sind beliebig wiederholbar. Die Peergroups können natürlich in ihrer Größe den Fähigkeiten der Lerngruppe angepasst werden.

Erfahrungen:

Die zu schreibenden Texte dürfen nicht zu lang sein, da ansonsten die Korrigierenden schnell die Lust verlieren. Die Methode muss natürlich auch außerhalb des üblichen Unterrichts laufen. Ich habe es sehr selten erlebt, dass sich die Texte durch diese Methode nicht verbessert haben, da gerade Schüler*innen meist sehr kompetente Leserinnen und Leser sind, die oft wesentlich schärfer als der Lehrende selbst bewerten. Eine gewisse Sozialkompetenz muss natürlich gegeben sein.

Im vorliegenden Fall bekam unser authentischer Schüler – natürlich nach Feedbackübungen innerhalb der Klasse – folgende Rückmeldungen:

„Das ist sehr gut geworden. Vielleicht kannst du noch ein paar mehr Beispiele einfügen“

„Du könntest mehr Beispiele einbringen.Aber sonst hast du ein schönes Argument geschrieben!“

„das ist sehr gut geworden, aber da müssen noch mehr Beispiele rein!!!“

Kritisch hinterfragt werden muss, ob die letzten beiden Äußerungen nicht vom ersten Beitrag abgeschrieben worden sind. Entscheidend ist für mich, dass sich durch diese Methode der Text des Schülers ohne mein Dazutun verbessert hat. Idealerweise führt man diese Methode natürlich für Hausaufgaben und nicht in der Schule durch. Gleichzeitig konnte ich die Kompetenz des einzelnen Schülers sowohl für das Korrigieren der eigenen Texte als auch für das Kritisieren fremder Texte nutzen. Auch die Schüler*innenkommentare lohnen einen Blick für die Reflexion.

Ist das nicht sehr viel Aufwand? Könnte man eine solche Methode nicht auch einfach im Unterricht in Kleingruppen durchführen?

Das könnte man mit eventuell ähnlichem Erfolg, der jedoch nicht dokumentiert ist (und das scheint ja immer wichtiger zu werden). Weiterhin vermeidet man in gewisser Weise auch soziale Probleme: Oft sind die Mädchen in den Sprachen stärker, aber die Jungen in dem Alter entwicklungsbedingt nicht unbedingt gewillt, konstruktiv mit Mädchen zusammenzuarbeiten. Schlussendlich kann ich eine derartige Korrektur als Prozess außerhalb der Schule organisieren. Den Faktor der Motivation – schließlich arbeiten wir mit dem Rechner – darf man auch nicht außer Acht lassen. Ich wende diese Methode – auch wenn sie gelegentlich schiefgeht – immer gerne an, weil ich so eine Vielzahl authentitischer Schülertexte für meine Unterrichtsvorbereitung gewinne.

Der eigene Anspruch

Verfallen Sie nicht dem Anspruch, alles korrigieren und überwachen zu wollen. Arbeiten Sie exemplarisch. Im Unterricht lesen Sie auch nicht alle Schüler*innenarbeiten oder Texte vollständig durch. Prinzipiell können Sie in Foren auch Bilder mit abfotografierten Lösungen hochladen und diskutieren lassen.

Zum Originalbeitrag aus 2008